13.06.2016 BZ

Kirche im Wandel der Zeit

Der Freie Bibelkreis hat zu einem Gang durch die 1000-jährige Kirchengeschichte eingeladen.

Badische Zeitung, 13. Juni 2016 |von: Reiner Beschorner

Michael Kotsch  Foto: BZ/Breithaupt

Michael Kotsch
Foto: BZ/Breithaupt

 

Die Kirche in Allmannsweier Foto: Christoph Breithaupt

Die Kirche in Allmannsweier
Foto: Christoph Breithaupt

SCHWANAU-ALLMANNSWEIER. Mit dem kirchengeschichtlichen Vortrag des Religionswissenschaftlers Michael Kotsch „Kirche im Wandel der Zeit“ hat der Freie Bibelkreis Allmannsweier einen interessanten Beitrag zum 1000-jährigen Dorfjubiläum geleistet. Allerdings hatten jene Zuhörer, die nicht dem Bibelkreis angehören, einen etwas tieferen Einblick in die gesamte kirchliche Entwicklung des Rieddorfes selbst – vor allem auch nach der letzten Kirchenweihe im Jahr 1783 – sowie die Hintergründe der Glaubensvielfalt in Allmannsweier erwartet.

Die Vorsitzende des Fördervereins „1000 Jahre Allmannsweier“, Ortsvorsteherin Ria Bühler, bezeichnete den kirchengeschichtlichen Abend vor etwa 250 Zuhörern als weitere Perle in der Kette der Jubiläumsveranstaltungen und würdigte das Engagement des Freien Bibelkreises in der Mitgestaltung des Dorfjubiläums, das mit dem großen Jubiläumsfest am Wochenende 1. bis 3. Juli fortgesetzt wird.

In seinem Vorwort zeigte sich der Referent Michael Kotsch mit dem aus Allmannsweier stammenden Historiker Thomas Foerster einig. Foerster hatte zum Auftakt zum Ortsjubiläum gemutmaßt, dass Allmannsweier wesentlich älter sein müsse als 1000 Jahre. Die erste urkundliche Erwähnung stammt bekanntlich aus einem Schriftstück von Kaiser Heinrich II aus dem Jahr 1016.

Für erste Berührungen mit dem christlichen Glauben sorgten in der Region 600 bis 750 Jahre nach Christus schottische Missionare. In dieser Epoche entstanden die ersten christlichen Kultstätten, unter anderem die Klöster Reichenau und Schuttern. Damit hatte sich das Alltagsleben der Menschen stark verändert.

In Allmannsweier selbst gab es zu dieser Zeit noch keine Kirche, diese wurde wohl erst um 1200 erbaut und war eine kleine, lediglich „30 Schuh lange“ Kapelle Sankt Ursula. Über die Schuhgröße der zu dieser Zeit lebenden Menschen ist allerdings nichts überliefert. Die Kapelle stand in einem in Richtung Nonnenweier liegenden Wald. 1470 wurde diese abgerissen, nun „50 Schuh groß“ wieder aufgebaut und mit einem Turm ausgestattet. Bis zum Jahr 1508 gehörte Allmannsweier zur Pfarrei Neu-Ottenheim, bevor das Pfarrrecht nach Allmannsweier transferiert wurde. Im Nachgang der Reformation wirkte ab 1584 erstmals ein lutherischer Pfarrer in Allmannsweier. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) war in der von 480 auf 100 Einwohner geschrumpften Bevölkerung von Allmannsweier die Religion zur Nebensache geworden.

Während der badischen Erweckungsbewegung um den Theologen Aloys Henhöfer (1789 – 1862), in deren Epoche ab 1848 zahlreiche Waisen- und Diakonissenhäuser…

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Zum Referent:

Michael Kotsch, Jahrgang 1965, studierte Theologie, Religionswissenschaft und Ökologie in Basel, war Religionslehrer im Auftrag der Reformierten Kirche in Basel, ist seit 1995 Lehrer für Kirchengeschichte, Konfessions- und Sektenkunde, Religionswissenschaft und Apologetik an der Bibelschule Brake. Seit 1999 ist er Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft für biblische Ethik in der Medizin, seit 2005 Vorsitzender des Bibelbundes und hält seit 2004 Vorlesungen zur Kirchengeschichte und Konfessionskunde an der Theologischen Hochschule Basel. Kotsch ist verheiratet und hat drei Kinder.

 

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