15.06.2016 LA

Kirchengeschichte in 1000 Jahre Allmannsweier

Vor rund 200 Besuchern bildete der Vortrag »Kirche im Wandel der Zeit« den nächsten Beitrag zum Jubiläum 1000 Jahre Allmannsweier. Der Abend war fundiert, entfernte sich aber auch weit vom Ursprungsthema

Lahrer Anzeiger, 15. Juni 2016

Theologe und Religionswissenschaftler Michael Kotsch tauchte mit seinen Zuhörern in die ­Geschichte des Gotteshauses in Allmannsweier ein. Foto: © Thorsten Mühl

Theologe und Religionswissenschaftler Michael Kotsch tauchte mit seinen Zuhörern in die ­Geschichte des Gotteshauses in Allmannsweier ein.
Foto: © Thorsten Mühl

 

Mit dem kirchenhistorischen Vortrag wurde am Samstag ein Beitrag spezieller Art zum Allmannsweierer Jubiläum gesetzt. Das zeigte sich auch an der Besucherresonanz, denn bei rund 200 Zuhörern war die Silberberghalle längst nicht voll besetzt. Ria Bühler, Vorsitzende des Fördervereins, begrüßte als Referenten Michael Kotsch. Der Theologe und Religionswissenschaftler stellte sein zweiteiliges Referat unter den Titel »1000 Jahre Kirchengeschichte Allmannsweier. Von mittelalterlichen Mönchen und evangelischer Diakonie«. Musikalisch wurde der Abend begleitet durch Beiträge des Posaunenchors Schwanau unter Leitung von Karl-Martin Kögel, eine klassische Darbietung und den gemischten Gemeindechor des Freien Bibelkreises Allmannsweier.

Kotsch zeigte auf, dass Allmannsweier 1016 erstmals urkundlich erwähnt wird. Vermutlich sei der Ort aber durchaus 300 bis 400 Jahre älter. Diese These war bereits bei der Auftaktveranstaltung des Jubiläumsjahrs in einem Vortrag angeklungen. Die Siedlung sei durch Römer, Kelten, und Alemannen geprägt worden. Erste Bezüge zum Christentum stellten Kontakte zu römischen Händlern um das Jahr 600, später iroschottische Missionare her. Um 800 kam die römisch-katholische Kirche im deutschen Sprachraum auf. Um 1200 entstand in Allmannsweier die erste Kirche. »Man muss sich das als kleines Häuschen, einfach, aus Holz konstruiert und 35 Schuh lang, vorstellen«, schilderte Kotsch.

Zurück in die Heimat

Ab 1500 zählte Allmannsweier zur Freien Reichsstadt Straßburg, wechselte in der Folge zum Protestantismus. Der erste lutherische Pfarrer wirkte ab 1584 im Ort. 1741 wurde die Kirche umgebaut, erhielt einen Anbau und zudem als Spende des Klosters Schuttern einen Kirchturm aus Holz. Die Kirche maß jetzt 50 Schuh. Die dritte, bis heute bestehende Kirche, entstand 1783 im Barockstil, wobei die Orgel erst 20 Jahre eingebaut wurde.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) bedeutete aus Allmannsweierer Sicht einen Einschnitt. Von 430 Einwohnern fiel die Zahl binnen durch Kriegsgräuel und andere Begleitumstände auf 100. Die folgende Welle von Auswanderungen wurde im Laufe der Jahre durch einige Rückkehrer beantwortet. Sie brachten, unter anderem aus den USA, viele Einflüsse und neue Glaubensausprägungen mit in die alte Heimat. Der evangelische Verein für Innere Mission (Augsburger Bekenntnis), freie Bibelkreise und eine Baptistengemeinde zeugen heute davon.

Wer sich im zweiten Teil auf eine zusammenfassende Darstellung von Allmannsweiers reichhaltiger Zahl verschiedenster Glaubensgemeinschaften gefreut hatte, wurde enttäuscht. Kotsch gab die Lebensgeschichte von Aloys Henhöfer (1789 bis 1862), einer wichtigen Figur für die »Erweckungsbewegung«, zum Besten. Fakten und Lebensweg des deutschen Theologen wurden präsentiert, an dieser Stelle verlor der Vortrag jeden Bezug zu Allmannsweier. Der Freie Bibelkreis erhielt Gelegenheit, sich öffentlich vorzustellen. Insgesamt blieb so ein Vortragsabend, aus dem wesentlich mehr hätte herausgeholt werden können.

 

Autor: Thorsten Mühl

 

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