Glocke wird in Allmannsweier live gegossen
Die nächste Attraktion im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubiläum 1000 Jahre Allmannsweier ist vom 26. bis 29. Mai das Gießen einer vierten Glocke für die Dorfkirche. Damit kann das Rieddorf auf ein Alleinstellungsmerkmal verweisen.
Lahrer Anzeiger, 17. Mai 2016
Festumzüge, Festabende, Rundgänge – Ortsjubiläen werden auf immer andere Art gefeiert. Aus Organisatorensicht ist es aber äußerst schwer, Programmpunkte zu finden, die so noch nirgendwo geboten worden sind. Ganz selten gelingt ein echter innovativer Volltreffer. Allmannsweier, das 2016 sein 1000-jähriges Bestehen zelebriert, zählt zu den glücklichen Kandidaten mit einem einmaligen Ereignis. Vom 26. bis 29. Mai wird in allen Einzelheiten ein Glockengießen geboten.
Die Herstellung einer Glocke hat heute in Deutschland Seltenheitswert. Verbreiteter ist das Ganze noch eher jenseits des Rheins, vor allem im Elsass. Dort haben sich die Mitglieder des Fördervereins 1000 Jahre Allmannsweier im Vorfeld Anregungen geholt und miterlebt, wie ein mehrtägiges Glockengießen vonstatten geht. In Allmannsweier soll für die Dorfkirche eine vierte Glocke hergestellt werden.
Zum bisher letzten Mal wurden 1927 im Rieddorf Glocken geweiht. Seinerzeit wurden am 11. August die »Paulus-Glocke 1859«, die »Christus-Glocke 1927« und die »Luther-Glocke 1927« eingeläutet. Die vierte Glocke soll auf die Tonart Cis gestimmt werden und das vierstimmige Kirchengeläut zum Motiv »Wachet auf« vervollständigen. Herbert Deininger vom Karlsruher Orgel- und Glockenprüfungsamt hat die technischen und musikalischen Daten der drei vorhandenen Glocken sowie die Auslegung der vierten Glocke geprüft und die Machbarkeit des Projekts bestätigt.
Mit Schöpfkellen
Die viertägige Herstellungsprozedur findet beim ehemaligen Schützenhaus (Wilkenweg) statt. Hier soll die Glocke im so genannten Lehmverfahren gegossen werden. Am Donnerstag, 26. Mai, wird ab 12 Uhr zunächst der Schmelztiegel aufgebaut, der Gießkanal angelegt und die Gussform in die vorbereitete Gießgrube eingebaut. Am frühen Nachmittag beginnt das Einschmelzen der Bronzelegierung. Etwa ab 19 Uhr folgt der entscheidende Arbeitsschritt: Die flüssige Bronzelegierung wird mit Schöpfkellen über den Gießkanal in die Form eingebracht. Vor dem eigentlichen Gießen folgen Grußworte, Gebet und Segensworte vom Pfarrerehepaar Axel und Renate Malter. Die Arbeiten werden ab 15 Uhr durch ein Rahmenprogramm örtlicher Gruppen begleitet. Auch an kulinarischen Angeboten wird es nicht mangeln.
Am Freitag, 27. Mai kann die Form ausglühen, wird am Samstag, 28. Mai, 14 Uhr, ausgegraben und ausgeformt. Im Anschluss wird die Glocke geputzt und ab 18 Uhr gestimmt. Auch hier ist ein ganztägiges Rahmenprogramm vorgesehen. Den Abschluss bildet am Sonntag, 29. Mai, 9 Uhr, der Festzug per Pferdefuhrwerk nach alter Väter Sitte zur Kirche. Die Weihe findet während des Gottesdienstes ab 10 Uhr statt. Gegen 12 Uhr soll die Glocke per Hebezug in den Turm eingebracht werden. Symbolisch werden auch Kinder mit an einem Tau ziehen. Die Nachfeier findet ab 13 Uhr beim ehemaligen Schützenhaus statt, während das offizielle Einläuten des vierstimmigen Geläuts ab 18 Uhr die viertägige Veranstaltung abrundet.
Autor: Thorsten Mühl