19.08.2016 BZ

Die Muse regiert im Vogelsandweg

Joachim Kieltsch hat die Allmannsweierer Hymne zur 1000-Jahr-Feier des Dorfes in diesem Jahr komponiert.

Badische Zeitung, 19. August 2016 |von: Babette Staiger

Das Laptop steht bei Joachim Kieltsch immer parat, um Ideen gleich darauf festzuhalten.  Foto: Heidi Fössel

Das Laptop steht bei Joachim Kieltsch immer parat, um Ideen gleich darauf festzuhalten.
Foto: Heidi Fössel

SCHWANAU-ALLMANNSWEIER. Wer das Haus der Familie Kieltsch betritt, dem wird sofort klar, dass hier zwei kreative Menschen leben. Der 44-jährige Joachim Kieltsch, Vater von Elis (11) und Til (7) ist Musiklehrer an der Offenburger Grund- und Werkrealschule Astrid Lindgren, und Ehefrau Claudia, Kunstlehrerin an der Schule in Friesenheim. Joachim Kieltsch hat die schmissige Jubiläumshymne zur 1000-Jahr-Feier von Allmannsweier komponiert.

Seine Frau Claudia schmückt die Wände des Wohnzimmers mit eigenen, bunten Installationen, während Kieltsch immer seinen Laptop auf dem Esstisch stehen hat – für etwaige kreative Einfälle. Denn mit der Hymne ist es längst nicht getan. Jetzt sind Sommerferien – der ideale Zeitpunkt, um sich um das nächste Projekt zu kümmern. „Sicher wird die Hymne auch wieder während der Gewerbeschau am 17. September zu hören sein“, sagt Kieltsch gut gelaunt. Doch eigentlich ist er mental schon ein Stückchen weiter. Für eine für November geplante Theateraufführung ist er bereits dabei, Ideen zu sammeln für Musik und Geräusche. Einer offiziellen Ankündigung will er zwar nicht zuvorkommen, kann es aber doch nicht lassen, ein paar Details anzudeuten: „Es wird um einen Cyborg gehen, der in Allmannsweier langsam – und dank der Hilfe der Einwohner – wieder zum Mensch wird.“ Die Idee zum Stück trage die Handschrift Christopher Kerns. In Lahr leitet dieser Regisseur seit etwa einem Jahr eigens für den Kulturkreis ein Laientheaterensemble und dies mit einigem Erfolg. Man darf also auf das Ergebnis der Zusammenarbeit Kieltsch/Kern gespannt sein.

Manche nennen Joachim Kieltsch einen Komponisten, er selbst bezeichnet sich lieber als Songwriter. Dies entspricht vielleicht auch mehr den Wurzeln seines öffentlichen musikalischen Engagements. Denn Vielen dürfte er unter dem Spitznamen „Joggl“ als Sänger und Musiker (Keybord, Akkordeon) der Lahrer Band Sonic Circus bekannt sein, für die er sich ebenfalls schon kreativ in die Riemen gelegt hat. Auch die Allmannsweierer Hymne ist im Tonstudio der Band, in den Räumlichkeiten der Lahrer Rockwerkstatt, dem alten Luftschutzbunker auf dem Flugplatz, entstanden. „Angesprochen hatte mich damals bei einem Fest Ria Bühler vom Freundeskreis 1000 Jahre Allmannsweier“, erinnert er sich damals an den Anstoß dafür, das Lied zu komponieren.

Gibt es denn auch schon eine Notenversion für Interessierte? „Da bin ich gerade dran, denn eigentlich setze ich meine Einfälle gleich auf einem Computerprogramm um, schreibe also nicht in Musiknoten“, gesteht der Mann, obgleich er ein Musikstudium an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch-Gmünd absolviert hat. Dort, wo er seine Frau kennengelernt hat, die sich damals zur Kunstlehrerin hat ausbilden lassen. Einer ihrer wichtigsten Mentoren war übrigens der Lahrer Pädagoge und Künstler Heinz Kneile. Gewechselt hatte das Paar dann später an das Offenburger Lehrerseminar: Das „Toskanafeeling“ der Ortenauregion habe die Schwaben – Joachim stammt aus Waiblingen – schließlich zu Wahlbadenern werden lassen. Seit dem Jahr 2000 leben sie im Ortenaukreis, seit 2004 steht ihr Häuschen im Vogelsandweg.

Wenn ein Cyborg in einem Theaterstück in Allmannsweier zum Mensch werden kann, dann ist es nur noch wahrscheinlicher, dass in der Realität…

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