Zinn war falsch abgewogen
Ursache des misslungenen Glockengusses war menschliches Versagen / Ausweichtermin noch offen.
Badische Zeitung, 31. Mai 2016 |von: Ulrike Derndinger
SCHWANAU-ALLMANNSWEIER. Der Glockenguss ist misslungen, weil die Metallmischung falsch zusammengesetzt war. Die Beteiligten tragen das Scheitern nach dem ersten Schrecken mit Fassung.
Am Donnerstag war die Glocke im Rahmen des Dorfjubiläums am Schützenhaus gegossen worden, am Sonntag sollte sie geweiht und in den Allmannsweierer Kirchturm gezogen werden. Beim Ausgraben am Samstag hatten sich tiefgehende Risse offenbart. Diagnose: Die Glocke ist unbrauchbar.
Die bald danach geäußerte Vermutung, es könnte an der Legierung liegen, also an der Zusammensetzung der Werkstoffe Bronze und Zinn, bestätigte der Vize des Jubiläumsvereins, Josef Gruseck, am Montag. „Die Rezeptur hat gestimmt von der Kalkulation her. Jedoch wurde der Zinnbarren falsch abgewogen. Daher hat das Verhältnis der zwei Metalle zueinander nicht mehr gestimmt“, so Gruseck. Es handle sich demnach um menschliches Versagen, das der Straßburger Glockengießer André Voegelé außerordentlich bedauere, betont Josef Gruseck. Eine ausführliche Schilderung der Panne will Voegelé schriftlich nachreichen. Voegelé genieße dennoch weiterhin das vollste Vertrauen der Beteiligten. Die Zusammenarbeit mit ihm sei sehr gut gelaufen, unterstreicht Gruseck. Die Ersatzglocke wird die Firma Voegelé in der Werkstatt gießen. Der Termin, wann die Glocke in den Turm eingebracht werden soll, steht noch nicht fest. In der kommenden Woche soll ein Termin fixiert werden.
Obwohl am Sonntag der Umzug durchs Dorf, die Weihe und das Hochziehen der Glocke in den Glockenstuhl ausfielen, kamen zum Festgottesdienst am Sonntagmorgen zahlreiche Besucher. Dem Zusammenhalt habe der misslungene Glockenguss nicht geschadet, sondern ihn eher gefördert, folgert der Allmannsweierer Pfarrer Axel Malter: „Das Tal der Niedergeschlagenheit wurde miteinander durchgestanden.“ Kurzerhand hatte das Pfarrerehepaar Malter am Abend zuvor eine neue Predigt formuliert und Jubel- in Trostlieder umgetauscht. Statt „Nun danket alle Gott“ wurde „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ angestimmt.
Die Ortsvorsteherin Ria Bühler sieht den erfolglosen Glockenguss auf ihre eigene, bodenständige Art: „Auch nicht jeder Kuchen gelingt, obwohl man immer wieder das selbe Rezept verwendet.“ Die Gießerei stellt im Jahr bis zu 100 Glocken her, einige auch auswärts. Ein Malheur wie dieses sei bislang einmalig. Der Ortsvorsteherin habe die tröstende und aufmunternde Atmosphäre des Gottesdienstes gefallen. Sie betont: „Wir haben trotzdem Grund zu danken.“ Das Wochenende sei etwa so gut wie unfallfrei verlaufen: „Mehr als zwei Pflästerle haben wir nicht gebraucht.“
Finanziell gesehen habe der Förderverein durch die misslungene Glocke keine Verluste gemacht, sagt die Ortsvorsteherin…